Rifletti
prima di
riflettere
sagte Jean Cocteau zu seinem Spiegel
Ausstellung von Fee Pétrus
kuratiert von Marc De Tollenaere
zu Gast in der Praxis für Zahnheilkunde
Dr. Tilo Bartels und Kollegen
Theatinerstraße 47 (4. Stock), 80333 München
Es gibt viele Spiegel in diesem Palazzo und unendlich viele Reflexionen.
Besonders unwiderstehlich sind für Fiora Gandolfi auf ihren Streifzügen durch die Serenissima die „specchi abbandonati“, die verlassenen Spiegel. Diese haben eine eigene Geschichte, mit nicht verheilenden Narben, angepinkelt von Hunden, im Aqua Alta ertrunken, von einem Fußball zerteilt und so ungewollt zu einem Kunstwerk gemacht. Diese Spiegel finden eine neue Würde, eine ungeahnte Majestät in Gesellschaft von Gemälden, eingefügt in die Wandgallerien des Palazzo Cavazza Foscari aus der Zeit vor der Geburt von Christoph Kolumbus, 1430 erbaut.
Dabei dienen die Spiegel nicht dazu, sich darin zu spiegeln, sondern neue Horizonte zu eröffnen, sie sind dazu da, in sich selbst, hinter die Objekte und in die Realität zu blicken.
Sie reflektieren und multiplizieren die Visionen.
Der Spiegel transformiert, zerstört, lässt entstehen, ist nicht Schüler, sondern Meister.
So habe ich mich auch in diesem Projekt wieder mit der Philosophie hinter den Spiegeln beschäftigt.
Marc De Tollenaere, Fotograf und Kurator der Ausstellung
Die Leidenschaft für Kunst, das Verlangen, ihre Kreativität auszuleben und jeden Moment intensiv zu spüren sind Eigenschaften, die Fiora und Susanne auszeichnen und verbinden. Obwohl sie aus verschiedenen Welten und Generationen stammen, kreuzten sich ihre
Wege zufällig und führten zu einer tiefen Freundschaft und intensiven Selbstbeobachtung darüber, wie wir uns selbst durch andere entdecken und wahrnehmen. Die einzigartige Verbindung zwischen diesen beiden Frauen ist von seltener Schönheit, intensiviert durch die Zeit, die sie gemeinsam unter einem Dach verbracht haben – eine Mischung aus Freundschaft, Komplizenschaft und hitzigen Meinungsverschiedenheiten.
Fiora besitzt einen fesselnden Charme, Neugier, die keine Grenzen kennt, und eine Mystik, die immer wieder aufs Neue überrascht. Sie kann durch ihre Großzügigkeit bezaubern und fesselt durch ihre Fähigkeit die Zukunft vorherzusehen. Doch sie hat auch eine verschwörerische Seite und zeigt manchmal ihre egozentrische Natur, eine etwas abgedrehte Lebenseinstellung und einen messerscharfen, manchmal konfrontativen Humor, der diejenigen demütigen kann, die ihr in die Quere kommen. Ihre Ansichten sind jedoch oft genial und gewähren Einblicke in die menschliche Psyche, können gleichzeitig ihre verächtliche und doch magische Anziehungskraft zur Schau stellen.
Das Projekt, das Susanne Bartels, bekannt unter ihrem Pseudonym Fee Pétrus, hier vorstellt, ist ein Zeugnis der modernen Welt mit einem Hauch antiker Nostalgie, der an echten Foto- journalismus erinnert. Es ist eine Reminiszenz an eine Zeit, als Fotografen noch unzählige Tage im engen Kontakt mit den Menschen und Orten verbrachten, die sie fotografisch festhalten wollten. Möglich wurde dieses Unterfangen nur durch Susanne’s grenzenlose Leidenschaft und Geduld, sowie die bedingungslose Unterstützung durch ihren Mann Dr. Tilo Bartels, der seine Praxis im Herzen Münchens in eine hochmoderne Kunstgalerie verwandelt hat und es ihr so ermöglicht ihre Vision zu leben.
Die Spiegel täten gut daran, sich ein wenig zu besinnen, ehe sie die Bilder zurückwerfen.