Spiegel
und
Fenster
Ausstellung von Fee Pétrus 2023
kuratiert von Marc De Tollenaere
Dr. Tilo Bartels und Kollegen
Theatinerstraße 47 (4. Stock), 80333 München
Venedig – eine neue Dimension
Viele mögen sich fragen, warum eine Ausstellung in München von einem Künstler aus Venedig kuratiert wird.
Zuallererst das Naheliegende: Einige Bilder, die hier gezeigt werden, sind in Venedig entstanden und spiegeln eine geheimnisvolle Seite dieser Stadt in der Lagune wider.
Hier wurde Susanne Bartels alias Fee Pétrus zur Bildgeschichtenerzählerin.
In der Geschichte der venezianischen figurativen Kunst vollzog sich in der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts ein weitreichender Wandel: Der byzantinische Stil wurde durch den Einfluss der florentinischen Schule revolutioniert. Dies bedeutete den Übergang von der zweidimensionalen Bildikone, ohne räumlichen Eindruck, hin zum Bild mit räumlicher Perspektive, in welchem schließlich eine Geschichte in einem Bild erzählt werden konnte.
Die Fotos von Fee Pétrus aus der vorangegangenen Ausstellung glichen ebenfalls Ikonen, bestehend aus einem Sujet mit Hintergrund.
Die Wandlung, die sich in ihren Bildern der aktuellen Ausstellung zeigt, gleicht dem Übergang in eine neue Dimension – in jedem Foto zeigt sich eine ganze Welt.
Venedig war von jeher Treffpunkt von Völkern aus allen Teilen Europas, des Mittelmeerraums und der Adria und ist somit aus einer Mischung verschiedenster Kulturen entstanden. Dieser Tatsache verdankt Venedig sein Gesicht als Kunst- und Kulturstadt, für das es von allen bewundert und geschätzt wird.
Was sich mir in den Bildern von Fee Pétrus sofort offenbart hat, ist eine ebensolche Mischung von Völkern, Religionen und Traditionen, die durch einen roten Faden miteinander verbunden sind. Die Ausstellung ist entlang dieses formalen Zusammenhangs entwickelt, dabei können die Bilder als Einzelbilder, aber auch in Kombination als Diptychen oder Triptychen gelesen werden.
Aus der besonderen Mischung ist in beiden Fällen ein Schatz entstanden, der die großen Themen von Menschlichkeit, Kunst, Leben und Tod, Licht und Schatten verhandelt. Die Künstlerin gewährt durch einen Spalt im Fenster einen Blick auf ihren Spiegel aus Symbolen, Freude und Traurigkeit, Liebe und Humor, Vergänglichkeit, Realität und Fiktion.
Ich habe die Herausforderung und Verantwortung diese Ausstellung zu kuratieren und zu präsentieren mit großer Freude angenommen!
Marc De Tollenaere
Willkommen auf meiner Bühne
Meine Imagination: »The Purple Rose of Cairo« von Woody Allen – Baxter steigt aus dem Film heraus in die Realität. In meinem Drehbuch ist die Richtung allerdings vertauscht.
Die Akteure steigen in meine Kamera und meine Geschichte hinein; aus der dreidimensionalen bunten lauten Realität heraus und auf die lustvoll-nostalgische zweidimensionale schwarz-weiße 28 mm Bühne meiner Kamera. Das Licht, die Requisiten, die Kostüme, die Identitäten – alle schon versammelt und komponiert – verbinden sich zu einem Spontantheater, zu einer Erzählung in nur einem Bild. Das Bild ist ein Janusgeschöpf zwischen Sein und Schein und regt die Fanta- sie und die Träume an. Jedes Bild ist immer auch ein Spiegelbild des Fotografen – gerahmter Blick, gebannte Zeit.
Auf der großen, wie auf der kleinen Bühne möchte der Betrachter berührt werden – vom großen Drama, von der Komödie, vom Überwältigenden, vom geheimnisvollen Fremden vom Schönen und vom Hässlichen.
Ich spüre die Sehnsucht nach dieser Berührung, meine eigene und die der Anderen. Sie ist der Anfang von allem, sie treibt uns an.
Ich sehe alles in meinen eigenen Farben, den unendlichen Abstufungen zwischen schwarz und weiß.
Willkommen auf meiner Bühne!
Wirf einen aufmerksamen Blick in die Spiegel der anderen Menschen.